Bayreuth Baroque 2025: Hier wird Cavallis „Pompeo Magno“ zum prallkomischen Volksvokalspektakel

Sechsmal Bayreuth Baroque, fünf große Opernpremieren – und jedes Mal versucht Max Emanuel Cencic in seiner Dreifachfunktion aus Festival-Intendant, Regisseur und Countertenor ein weitere, neue Facette der Oper des 17. Und 18. Jahrhunderts vorzuführen. Und das in einem der schönsten historischen Theater der Welt, dem markgräflichen Opernhaus, das mit seinen Trompeterlogen, Treppen und Türen natürlich […]

Ein neuer Tonfall: der Oboist François Leleux folgt Antonello Manacorda als Künstlerischer Leiter der Kammerakademie Potsdam nach

Wer kürzlich erlebt hat, wie bei ihrem ersten gemeinsamen Auftreten beim Kissinger Sommer die durchaus gestandenen Musiker des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin auf den Dirigenten François Leleux reagiert haben, wie seine Spielfreunde sie enthusiasmiert hat, wie sie sich ins Zeug legten, als man gemeinsam die seit Jahrzehnten von dem Klangkörper nicht mehr gespielte C-Dur-Sinfonie von Georg […]

Fade Regie, interessante Partitur: Die Potsdamer Musikfestspiele bleiben mit Steffanis „Orlando Generoso“ etwas unter ihrem Opernniveau

Nein, einem Mann hätte man sicher nicht durchgehen lassen, dass er zum eh schon etwa zähen Opernende hin, andauernd blutiggeschlagene Frauen immer und immer wieder auf eine Tischplatte deppert, sie brutal schubst, stößt und als Objekte missbraucht. Aber weil hier mit Jean Renshaw eine Frau am Inszenierungswerk ist, wird das bravorufend durchgewunken. Wobei ihr auch […]

Zum 150. Todestag von George Bizet: Omelett-Quartett und provenzalische Geschichten

Da war doch noch was – neben Carmen, jener populärsten aller Opern-femmes-fatales, die vor 150 Jahren ihren ersten Ton gesungen hat. Ja Georges Bizet, der Komponist. Er, der Spanien nie betreten hat, nur einer modisch angesagten Klangströmung folgte, verschwindet hinter dieser mythischen Figur immer mehr. Bizet, geboren 1838 als Sohn musikalischer Eltern in bescheidenen Stellungen, […]

In der Genfer Kathedrale als Glaubensparabel: Barbara Hannigan und Jakub Józef Orliński sind die beiden Protagonisten in Romeo Castelluccis Schmerzensreflektion „Stabat Mater“ nach Pergolesi und Scelsi

Irgendwie mochte der Funke diesmal nicht so recht überspringen, weder der göttliche noch der theatralische. Dabei ist Romeo Castellucci, der inzwischen fest auf den Bühnen verankerte italienische Installationskünstler, gerade bei weltlichen wie geistlichen Oratorien immer besonders gut gewesen. Da konnte er nerven, wie in einer endlos blutigen Hamburger Matthäus-Passion, verstören wie in seinem „Über das […]

Ultraschall im Übermaß, getunkt in Strauss-C-Dur: Katie Mitchells verunglückte „Frau ohne Schatten“ an der Dutch National Opera

Einen „feministischen Science-Fiction-Thriller“ hat Katie Mitchell für ihre Inszenierung der „Frau ohne Schatten“ an der Dutch National Opera versprochen. Und wer die bisweilen auch provokativen Arbeiten der englischen Schauspiel- wie Opernregisseurin kennt, der konnte durchaus hoffen. Schließlich gibt es in dem zu Zeiten des ersten Weltkriegs geschriebenen, 1919 uraufgeführten und bis heute schwer an seiner […]

Opernparodien von Gassmann und Donizetti in Mailand und Sachsen-Anhalt: An der Scala kracht alle zusammen, in Halle schmeißt Mamma Agata den Buffa-Laden

Der Komponist und der Textdichter hassen sich. Alle haben zu spät geliefert, Die Primadonna ist eitel, der Tenor dumm, der Kastrat eifersüchtig. Die Nachwuchssängerin schläft sich empor, die Ehemänner und Mütter des Vokalpersonals machen Radau. Die Vorstellung der hochmögenden Seria-Oper „L’Oranzebe“ geht schief, die Tänzer sind unkoordiniert, die Kulissen krachen zusammen, der Pappelefant fällt um […]

Ein finsteres Land – gestern wie heute Calixto Bieito beendet am Grand Théâtre de Génève seine Russland-Trilogie mit Mussorgskys „Chowanschtschina“

Liebe – nicht wirklich. Bewunderung – uneingeschränkt. Modest Mussorgskys „Chowanschtschina“, was ungefähr mit „Die Schweinereien des Fürsten Chowanski“ zu übersetzen ist, dürfte nicht nur die Oper mit dem seltsamsten Titel sein. Sondern, das hat sie wohl mit Janaceks „Aus einem Totenhaus“ gemein, eine der undramatischsten, depressiv ausweglosesten. Außer dem anfänglichen orchestralen, zart anschwellenden Sonnenaufgang über […]

Herrlich strahlend: Edith Mathis, leisester der lyrischen Soprane, ist gestorben

Sie hat das Mozart-Bild nicht nur einer Generation geprägt. Mit ihrem geradlinigen, instrumental, fast ohne hörbares Atmen in schönsten Legato-Bögen geführten Sopran verkörperte die am 11. Februar 1938 in Luzern geborene Edith Mathis das Ideal junger Mädchen auf dem Weg zur Frau. Das fand auch Karl Böhm, der sie in seinem weitverbreiteten Opernzyklus für die […]

Rossinis „Il Turco in Italia“ an der Opéra de Lyon: Laurent Pelly bringt einen Fotoroman ironisch zum Klangfunkeln  

„Es werde Lichter“, sprach der Libretto-Dichter und ließ die Buffa-Puppen tanzen. Keine Charaktere, sondern Typen, irgendwie geboren im ganz normalen Uraufführungswahnsinn italienischer Opernhäuser im frühen 19. Jahrhundert; fest am Faden hängend und ganz nach Bedarf herumgeschoben von ihren Schöpfern. Dieser Poeta in Gioachino Rossinis „Türke in Italien“, der sich und seine Erfindungsnöte vorlaut zum Thema […]