Wohltönende Mischung aus Film Noir und Mistery Thriller: „Die Frau ohne Schatten“ erstmals an der Opéra de Lyon

Szenen einer Geister-Mensch-Ehe. Sie steht frustriert im weißen Pyjama in ihrem schicken Badezimmer und ritzt sich die Arme. Er wischt später stoisch hinter ihr das Blut auf. Null Kommunikation, kein Versuch eines Liebesbeweises. Nur einsam nebeneinander herlaufende Aktion. Dazu gibt es merkwürdige Ambient-Geräusche und weibliches Stöhnen. Dann erst setzt das Orchester unter dem sorgfältigen Daniele […]

Triumph einer Partitur, eines Konzepts und einer Sängerbesetzung: Ulrich Rasche inszeniert mit seiner Genfer „Elektra“ erstmals Oper

Wo laufen Sie denn hin? Nein, einen „Peter Grimes“ als Operndebüt des gehypten Theaterregisseurs Ulrich Rasche, das hätte man sich nicht so wirklich vorstellen können. Schließlich ist es dessen minimalistische Spezialität, sein Personal im Dauergehen- und rennen in dunklen, vernebelten, von Lichtschneisen durchschnittenen Kunsträumen umwabert von Bombastmusik über Rollen, Tonnen, Bänder sprinten und spazieren zu […]

Nicht Trash-Fisch noch Nostalgie-Fleisch: Nikolaus Habjans puppenlose Dortmunder „Tosca“

„Mit Tosca kam die Zärtlichkeit“. So wie einst für diese heute als Oma-Duft für die Frau ab Fünfzig belächelte Duftkreation aus dem von Dortmund gar nicht so weiten Kölner Parfümhause 4711 geworben wurde (auch Montserrat Caballé hielt den Flakon einmal auf Anzeigen hoch), mit einem Hauch von großer Opernwelt, der doch nur provinziell roch, mit […]

Kunstverbeugungen vor einer Kaiserin und einer legendären Ballerina: Das Ravenna Festival prescht vor in den zweiten Corona-Festspielsommer

Und auch im zweiten Jahr d. P. (der Pandemie) ist Ravenna das erste Festival Italiens, das wieder einlädt. Was natürlich auch am frühen Spieltermin liegt. Kaum sind die Restaurants an der Adria-Küste und im Landesrest neuerlich offen, da können auch wieder 400 Personen auf Lücke unter dem Sternenhimmel in der atmosphärisch ausgeleuchteten, einstmals venezianischen Rocca […]

Was wird da werden? Spekulationen über Christian Thielemann und Dresden

Die zweieinhalb „Capriccio“-Premierenstunden vom Samstag, die erste komplette Oper, die seit dem 10. März 2020 in der Semperoper vor immerhin ein paar Journalisten- wie Technikerohren erklungen ist, sie hallten noch nobel nach, als Montags das Sächsische Kulturministerium bekannt gab, dass man Christian Thielemanns Vertrag als Chef der Staatskapelle Dresden nicht über des Ende im Sommer […]

Freie Frauen? Die Opéra de Lyon schickt für ihr Frühlingsfestival Blaubart-Musiktheaterproduktionen nach Dukas und Bartók online

Béla Bartóks seit 1911 in seiner Lakonie wie Drastik des Musiktheaters immer noch einzigartig dastehender Einakter „Herzog Blaubarts Burg“ hat erstmals 1988 in Amsterdam Herbert Wernicke gleich zweimal hintereinander inszeniert. Nun folgte ihm der hochgehandelte, 2019 mit dem Oper!-Award als Bester Regisseur ausgezeichnete Ukrainer Andriy Zholdak. Er beschloss damit das alljährliche, dieses Jahr nur online […]

Mogul der Metropolitan Opera und #MeToo: Im Alter von 77 Jahren ist James Levine als gefallene Größe von Gestern gestorben

James Levine ist tot. Vor sechs Jahren wäre da noch die Klassikwelt stillgestanden. Denn Dirigenten werden ja angeblich immer uralt. Und der dicke, lockige Jungstar aus Cincinnati der in vier Jahrzehnten zum Mogul der Metropolitan Opera herangereift war, galt damals, obwohl auch schon gesundheitlich schwer angeschlagen, immer noch als „America’s Top Maestro“. Keiner hatte dort, […]

Gibt es eine neue Opernstream-Ästhetik? Eher intellektuelle Ödnis von Zürich bis Genf und Paris

Es gibt Pizza. Ist aber keine im Karton. Nur ein flacher, geschmacksneutraler Foto-Dummy. Erwischt! Das sehen wir, nun illusionslos, als die Kamera die vierte Wand durchbricht und nach Ende dieser ansonsten kreuzkonventionell abgefilmten „Orphée ed Eurydice“-Streampremiere kurz hinter die Bühne im Zürcher Opernhaus kommt, die sich beglückwünschenden Mitwirkenden, den winkenden Regisseur Christoph Marthaler und eben […]

Ein guter Saisonauftakt – bevor ein Ton erklungen ist: Robin Ticciati verlängert seinen Chefdirigentenvertrag mit dem DSO um fünf Jahre

Es gibt sie noch, die guten, beruhigenden Klassikdinge. Eines davon: Robin Ticciati, der smarte, auch nach drei harten Berlin-Jahren im lokalen Wohlklang-Haifischbecken immer noch wie ein begeistert angefixter Teenager wirkende Chefdirigent und Künstlerische Leiter des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin (DSO), hat seinen Vertrag über 2022 hinaus um weitere fünf Jahre verlängert. Er bleibt also bis 2027 […]

Einziges deutsches Bachfest 2020: die Köthener Bach-Festtage finden statt

Preisfrage: Welche Komponistengattin hat ihre Allerwertesten gerne als Giovanni beturtelt? Nein, nicht Signora Pergolesi oder Paisiello (beider waren gar nicht verheiratet), eine ganz treudeutsch-sächsische Dame. So nannte zu Leipzig Anna Magdalena ihren Johann Sebastian. Und deshalb hat kann man jetzt bei dem zu dessen Ehren im Sachsen-anhaltinischen Köthen stattfindende Festival auf sein Wohl das kühlblonde, […]