Béla Bartóks seit 1911 in seiner Lakonie wie Drastik des Musiktheaters immer noch einzigartig dastehender Einakter „Herzog Blaubarts Burg“ hat erstmals 1988 in Amsterdam Herbert Wernicke gleich zweimal hintereinander inszeniert. Nun folgte ihm der hochgehandelte, 2019 mit dem Oper!-Award als Bester Regisseur ausgezeichnete Ukrainer Andriy Zholdak. Er beschloss damit das alljährliche, dieses Jahr nur online […]
Kritik
Gibt es eine neue Opernstream-Ästhetik? Eher intellektuelle Ödnis von Zürich bis Genf und Paris
Es gibt Pizza. Ist aber keine im Karton. Nur ein flacher, geschmacksneutraler Foto-Dummy. Erwischt! Das sehen wir, nun illusionslos, als die Kamera die vierte Wand durchbricht und nach Ende dieser ansonsten kreuzkonventionell abgefilmten „Orphée ed Eurydice“-Streampremiere kurz hinter die Bühne im Zürcher Opernhaus kommt, die sich beglückwünschenden Mitwirkenden, den winkenden Regisseur Christoph Marthaler und eben […]
Klaus Mäkelä und Igor Levit: starke und junge Überzeugungstäter im vorerst wieder mal letzten Münchner BRSO-Konzert
Alles nur Vergnügen – so wie Spielhallen, Spielbanken, Bordellen und Fitnessstudios, in deren Reihung sich seit einiger Zeit selbst im angeblichen „Kulturstaat“ Bayern die Theater, Opernhäuser und Konzertsäle wiederfinden. So wie es Landesherrscher Markus Söder sieht, dem Schöngeistigen jenseits des Veitshöchheimer Fasching eher wenig zugeneigt. Und so wird selbst trotz katholischer Lebensart, ganz puritanisch-pietistisch-protestantisch entschieden: […]
Nach 150 Jahren: Brigitte Fassbaender küsst in Regensburg Joachim Raffs „Dame Kobold“ wach
Man versteht es nicht: Seit 150 Jahren wurde die in der fruchtbringenden Liszt-Ära in Weimar uraufgeführte Spieloper „Dame Kobold“ von Joachim Raff nicht mehr gegeben. Wieso? So reich ist das aktuelle Repertoire an heiterem Musiktheater teutonischer Provenienz nun eben nicht. Zwischen dem auch nur noch selten aufgeführten Albert Lortzing und dem „Rosenkavalier“ wird höchstens Wagners […]
Lausitz macht möglich: Elīna Garanča und Gidon Kremer bei einem neuen Musikfestival in der Dorfkirche
Liederabende sind selten im Kalender der Elīna Garanča, meist bevorzugt sie die (weit lukrativeren) Arienrezitals. Doch bei dem neuen, zwecks Förderung strukturschwacher Regionen finanziell vom Bund üppig ausgestatteten Lausitz Festival war es jetzt einmal wieder so weit. Und seltsam: Während der lettische Mezzo bei den Opernausschnitten oft kühl und wie hinter einer Maske bleibt, liegt […]
Karger Berliner Opernauftakt: Eine Solonummer für Dagmar Manzel und ein öder Modernismus-Zweier an der Lindenoper
Sonst wird in Berlin zum Opernspielzeitauftakt gern geklotzt, zumal an der Lindenoper, wo Daniel Barenboim den 3. Oktober als so prestigeträchtigen wie staatstragenden Premierentag reserviert hat. In diesem besonderen Theaterherbst aber war es anders, obwohl es genau nach Spielplan ablief. Nur die Deutsche Oper griff in die Musiktheatervollen und fiel leider nach den hohen Erwartungen […]
Ein Händel-Frühwerk als emotional Achterbahn fahrender Corona-Diskurs: „Trionfo. Vier letzte Nächte“ berührt in Hannover
Der junge Händel in Italien, bei den römischen Kardinälen, das war doch so einer, da sind doch so Sachen passiert . . . Der spätpubertierende Georg Friedrich als männliches Komponistenluder auf dem Barockhühnerhof, katholisch fremdgehend, wo er doch später so anglikanisch geworden ist? Das scheint dann doch wohl meistenteils nur Wunschdenken einer Zeit, die zunehmend […]
Wie ein Phönix: zwei Spitzenchöre melden sich aus dem Corona-Exil zurück, in Berlin der RIAS Kammerchor, in London die ORA Singers
Nein, hier steigt nicht Conchita Wurst auf. Langsam, ganz langsam tasten sich zunächst die Damen des RIAS Kammerchors wieder zurück in die Berliner Philharmonie, nur zehn sind es zunächst. Ihren regelmäßigen Arbeitsplatz durften sie sechs Monaten lang nicht betreten. Sie gehörten zu den am meisten durch Corona ausgebremsten Kollektiven, galten als pariagleiche Superspreder. Daran hat […]
Bürgerlich und hochkultiviert: Andris Nelsons, Krystian Zimmerman und das Gewandhausorchester starten mit Beethoven in die 240. Konzertsaison
Was für ein unmittelbarer Kontrast, zu der steif auftrumpfenden Selbstfeier der Berliner Staatskapelle zum 450. Geburtstag im fast leeren, klirrkalt tönenden Opernsaal Unter den Linden. Das Leipziger Gewandhausorchester hat als ältester bürgerlicher Klangkörper weltweit (und mit weit mehr bedeutenden Uraufführungen) nach sechs Monaten Corona-Schweigen seine 240. Saison eingeläutet. Mit – nicht eben originell, aber programmatisch […]