Rares von Mascagni und Adam bei den Tiroler Festspielen Erl

Aufsperren, zuschließen, wieder öffnen – in der österreichischen Kulturpolitik ging es in den letzten Pandemiemonaten noch ruckeliger zu, als in der länderbestimmten deutschen. Im November schlitterte man dort in den dritten Lockdown, alle Theaterlichter gingen am 21. November aus, aber am 12. Dezember durfte wieder aufgesperrt werden. Und das ohne die zuletzt lästigen PCR-Tests 24 […]

Spaß, Freiheit, Autorität und Identität: Tobias Kratzer inszeniert in Frankfurt Nielsens „Maskerade“

Deutsche mögen Dänen nicht, und Dänen wollen von Deutschen kaum was wissen. Wie sonst wäre es zu erklären, dass sich beide Länder, obwohl Nachbarn, in musikalischer Hinsicht so ignorieren? Wobei die Dänen an deutschen Klassikern und Romantikern nicht vorbeikommen, auch einige Komponisten wie Schulz, Kunzen, Weyse, Kuhlau importiert und naturalisiert haben. Doch umgekehrt ist die […]

Donizettis „Anna Bolena“ in Genf: Belcanto als geschmackvoll packendes Menschentheater

Ein Bühnenbild, das eher nach einer Edel-Magazin-Fotostrecke zum Thema Landadel aussieht. Grünblaue Holzwände, die sich beständig drehen, immer wieder neue Raumperspektiven öffnen oder verbergen. Rustikale Stühle, Geweihe, eine ganze Wand voll, auch mal ein monströs toter Hirsch, saftiger Wald. Kostbare Brokatbettvorhänge sind zudem im Deko-Angebot. Eine hippe Jagdgesellschaft auf der Pirsch. Die Beute ist aber […]

Gute Luft, gute Musik: das 28. Usedomer Musikfestival war Litauen gewidmet

Usedom hat eine fünfte Jahreszeit, seit 1994 schon. Die sich zwischen dem Festland einkuschelnde Ostseeinsel avanciert seither immer im September und Oktober auch zum Klassikhotspot. Und was man durch Budget- und Ortsbegrenzungen nicht leisten kann, das macht das Usedomer Musikfestival man durch Originalität und Entdeckerfreude wett. Schließlich versteht man sich – auch in Angrenzung von […]

Beethoven kämpft gegen Hitler als Schießbudenfigur: Die erstaunliche Bonner Wiederentdeckung von Rolf Liebermanns Opernerstling „Leonore 40/45“

Gut gemacht, Oper Bonn! Hatte sich doch eben noch die Beethoven-Stadt mit der als Corona-verschobene Uraufführungspeinlichkeit von der Telekom promoteten Vollendung einer nur aus wenig aussagekräftigen Originalskizzenfragmenten von Computern sowie einem Schlagerkomponisten läppisch vollendeten 10. Sinfonie des Ludwig van bis auf die Kulturknochen blamiert wie prostituiert. So stand unmittelbar danach das schon seit ewigen Jahren […]

„The Last Ship“ – das Sting-Musical hat als deutsche Erstaufführung in Koblenz am Rhein einen gelungenen Stapellauf

Koblenz – immer nur durchgefahren. Nie ausgestiegen. Deutsches Eck, Rheinprovinz der Preußen mit der monströsen Festung Ehrenbreitstein sowie der eleganten neogotischen Burg Stolzenfels als Inbegriff der Rheinromantik, wiedererbaut vom späteren Friedrich Wilhelm IV. nach Schinkel-Plänen mit Lenné-Park. Schmuck das alles, obwohl im Weltkrieg ziemlich zerstört. Stehengeblieben ist freilich auch eines der ältesten deutschen Theater. 1787 […]

Mit Händel ins Horror-Spa, mit Cimarosa in die Quarantäne-Abstraktion: Die Oper Frankfurt startet coronakonform mit einem Raritäten-Doppel

Wie plane ich pannenfrei coronakonform? Das war für die Opernhäuser im letzten Frühjahr die Herausforderung: sicherzustellen, mit einem adaptierten Premierenplan nicht wieder von der Pandemie ausgebremst zu werden. In Amsterdam zum Beispiel wurde aus Verdis „Otello“, mit dem sich der neue Chefdirigent Lorenzo Viotti vorstellen wollte, ein kleineres gemischtes Doppel aus Haydns Paukenmesse mit Ballett […]

Vom Roman zur packend zeitgenössischen Rassismus-Oper: Kris Defoort hat in Brüssel Richard Powers‘ „The Time Of Our Singing“ vertont

Da macht die Metropolitan Opera ein Riesensache draus, dass am 27. September, der monetär so wichtigen Opening Night (nach 18 Monaten Schließzeit) erstmals in der 138-jährigen Geschichte des Hauses die Oper eines schwarzen Komponisten gespielt werden: „Fire Shut Up in My Bones“ von Terence Blanchard. Die vertonte Lebensgeschichte des schwarzen, bisexuellen „New York Times“-Kommentator und […]

Pizzaschachteln in der Rokoko-Box: Calixto Bieito inszeniert in Genf Prokofiews „Krieg und Frieden“ als böse Abrechnung mit dem heutigen Russland

Ein Stück so brutal und großmäulig, so verloren und anmaßend, so propagandahohl und beziehungszart, ja, eben so ambivalent wie das 20. Jahrhundert. Das ist Sergej Prokofiews nicht nur in Deutschland äußerst selten gespieltes, sowjetpopulistisch durchwirktes und trotzdem bei den damaligen Machthabern durchgefallenes Schmerzenskind „Krieg und Frieden“. 14 Damen- und 45 teils episodische Herrenrollen sieht dieses […]

Nicht Trash-Fisch noch Nostalgie-Fleisch: Nikolaus Habjans puppenlose Dortmunder „Tosca“

„Mit Tosca kam die Zärtlichkeit“. So wie einst für diese heute als Oma-Duft für die Frau ab Fünfzig belächelte Duftkreation aus dem von Dortmund gar nicht so weiten Kölner Parfümhause 4711 geworben wurde (auch Montserrat Caballé hielt den Flakon einmal auf Anzeigen hoch), mit einem Hauch von großer Opernwelt, der doch nur provinziell roch, mit […]