Richtig angekommen ist Martin Schläpfer in Wien und beim dortigen Staatsballett noch nicht – wie denn auch? Nach einer Balanchine-Wiederaufnahme war es im Herbst mit dem Live-Tanz vorbei, seine erste Uraufführung „Mahler IV“ gab es als Stream, die Übernahme seine Brahms Requiems an die Volksoper fiel erstmal ebenso flach wie eine Paul Taylor/Mark Morris/Schläpfer-Triple Bill. […]
Kritik
Grauglitzernde Politmoritat samt männlichen Odalisken: Barrie Kosky bereitet Serge Dorny mit Rimsky-Korsakows „Der goldene Hahn“ in Lyon einen unheimlich starken Intendantenabgang nach 18 Jahren
Schluck. Rülps. Schmeckt! Der goldene Hahn, ein gar nicht so harmloser Piepmatz, hat eben die Augäpfel des Zaren verspeist. Und auch sonst ist dieser Potentat ziemlich tot. Das Publikum lacht, schütter. Denn es sind höchstens 50 Menschen im sonst leeren Saal der Opéra de Lyon, wo am zweitwichtigsten französischen Musiktheater der nach 18 Jahren gen […]
Hörfunk-Tipp: Jakub Hrůša und Frank Peter Zimmermann mit Rarem aus Tschechien und Ungarn mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Freude! Ein Live-Konzert, bei dem man Mäuschen spielen kann. Die Berliner Kulturoberen haben es dem Publikum wie auch der Presse nicht leicht gemacht. Lockdown total, es durfte nur gestreamt werden, in den Opernhäusern und Konzertsälen sind – anders als etwa in Wien oder Madrid – nicht einmal berichterstattende Journalisten erlaubt. Umso kostbarer, wenn man im […]
Freie Frauen? Die Opéra de Lyon schickt für ihr Frühlingsfestival Blaubart-Musiktheaterproduktionen nach Dukas und Bartók online
Béla Bartóks seit 1911 in seiner Lakonie wie Drastik des Musiktheaters immer noch einzigartig dastehender Einakter „Herzog Blaubarts Burg“ hat erstmals 1988 in Amsterdam Herbert Wernicke gleich zweimal hintereinander inszeniert. Nun folgte ihm der hochgehandelte, 2019 mit dem Oper!-Award als Bester Regisseur ausgezeichnete Ukrainer Andriy Zholdak. Er beschloss damit das alljährliche, dieses Jahr nur online […]
Gibt es eine neue Opernstream-Ästhetik? Eher intellektuelle Ödnis von Zürich bis Genf und Paris
Es gibt Pizza. Ist aber keine im Karton. Nur ein flacher, geschmacksneutraler Foto-Dummy. Erwischt! Das sehen wir, nun illusionslos, als die Kamera die vierte Wand durchbricht und nach Ende dieser ansonsten kreuzkonventionell abgefilmten „Orphée ed Eurydice“-Streampremiere kurz hinter die Bühne im Zürcher Opernhaus kommt, die sich beglückwünschenden Mitwirkenden, den winkenden Regisseur Christoph Marthaler und eben […]
Klaus Mäkelä und Igor Levit: starke und junge Überzeugungstäter im vorerst wieder mal letzten Münchner BRSO-Konzert
Alles nur Vergnügen – so wie Spielhallen, Spielbanken, Bordellen und Fitnessstudios, in deren Reihung sich seit einiger Zeit selbst im angeblichen „Kulturstaat“ Bayern die Theater, Opernhäuser und Konzertsäle wiederfinden. So wie es Landesherrscher Markus Söder sieht, dem Schöngeistigen jenseits des Veitshöchheimer Fasching eher wenig zugeneigt. Und so wird selbst trotz katholischer Lebensart, ganz puritanisch-pietistisch-protestantisch entschieden: […]
Nach 150 Jahren: Brigitte Fassbaender küsst in Regensburg Joachim Raffs „Dame Kobold“ wach
Man versteht es nicht: Seit 150 Jahren wurde die in der fruchtbringenden Liszt-Ära in Weimar uraufgeführte Spieloper „Dame Kobold“ von Joachim Raff nicht mehr gegeben. Wieso? So reich ist das aktuelle Repertoire an heiterem Musiktheater teutonischer Provenienz nun eben nicht. Zwischen dem auch nur noch selten aufgeführten Albert Lortzing und dem „Rosenkavalier“ wird höchstens Wagners […]
Lausitz macht möglich: Elīna Garanča und Gidon Kremer bei einem neuen Musikfestival in der Dorfkirche
Liederabende sind selten im Kalender der Elīna Garanča, meist bevorzugt sie die (weit lukrativeren) Arienrezitals. Doch bei dem neuen, zwecks Förderung strukturschwacher Regionen finanziell vom Bund üppig ausgestatteten Lausitz Festival war es jetzt einmal wieder so weit. Und seltsam: Während der lettische Mezzo bei den Opernausschnitten oft kühl und wie hinter einer Maske bleibt, liegt […]
Karger Berliner Opernauftakt: Eine Solonummer für Dagmar Manzel und ein öder Modernismus-Zweier an der Lindenoper
Sonst wird in Berlin zum Opernspielzeitauftakt gern geklotzt, zumal an der Lindenoper, wo Daniel Barenboim den 3. Oktober als so prestigeträchtigen wie staatstragenden Premierentag reserviert hat. In diesem besonderen Theaterherbst aber war es anders, obwohl es genau nach Spielplan ablief. Nur die Deutsche Oper griff in die Musiktheatervollen und fiel leider nach den hohen Erwartungen […]