Auf hohem Niveau enttäuschend: Nicht einmal Asmik Grigorian wächst mit ihren Singdarstellerinnenkünsten in der Frankfurter „Zauberin“ über Tschaikowsky hinaus

Tschaikowskys beste Oper? Naja, er darf das glauben, aber er, der kein sonderliches Selbstwertgefühl besaß, hat auch diverse andere Fehlurteile über seine Musik verbreitet, die heute zum Glück keiner mehr ernst nimmt. Also „Die Zauberin“, ein reizvolles Werk, aber doch zu Recht nicht so populär wie „Eugen Onegin“, „Pique Dame“, „Mazeppa“ und „Iolanta“. Ab und […]

Auf der Scholle Inka-Land: Verdis rare Galeerenoper „Alzira“ kommt in Lüttich gut raus

„Proprio brutto“ – „wirklich hässlich“. Wenn das Verdikt des Urhebers schon so fies lautet, wie soll dann erst die Nachwelt über dieses Kunstprodukt urteilen? Dabei war Giuseppe Verdis achte Oper „Alzira“, die erste von zweien, die er am berühmten Teatro San Carlo in Neapel herausbrachte, 1845 gar kein echter Misserfolg. Aber viel gespielt wurde der […]

„Cavalleria Rusticana“ am Strand: Robin Ticciati bringt Ethel Smyth mit  „The Wreckers“ nach Berlin

Emphase, Drama, Musikgetöse, Liebe und Leidenschaft. Das lieferte diesen Sommer auf originelle Weise Glyndebourne, die supergepflegte Mutter aller britischen Country House Operas mit dem Top-Theater. Denn da hatte man 2022 – mit ein wenig schlechtem Equality-Gewissen – die komponierende Suffragette Ethel Smyth mit ihren „Strandpiraten“ entdeckt. Alle gaben sich viel Mühe, und man ist auch […]

Ein doppelter Halevy-Triumph in Genf: Das Grand Théâtre lässt auf „La Juive“ noch das Petit four „L’éclair“ folgen

Opernarbeit an den immer teurer, für manche auch anachronistischer werdenden Palästen der Gefühle, die gleichzeitig auch Musikmaschinen, Tonfabriken und Irrenhäuser sind, das ist vor allem Pflege der Geschichte, liebevoll aufbereitetes Festhalten am Vergangenen, Kultur des Erinnerns. Wer dem ewig Gleichen, der Mühle des Repertoire-Getriebes entkommen will, wo jede Tradition allerschnellstens zur Schlamperei verkommt, der versucht […]

Three Americans in Dresden: Spätsommerliches US-Orchestergipfeltreffen an der Elbe

Ja, ja, da stehen sie wieder am Postplatz, ein versprengtes Häuflein protestierender Impfgegner in roten T-Shirts, die AfD baut eben ihren Infostand auf, legt die Gratis-Kugelschreiber aus. Nein, das septemberlich sandstein- kuppelkupfergrün- und goldstrahlende Dresden ist nicht so. Im fast vollen Kulturpalast, außen Sozialismus, innen feinstens, auch akustisch schmiegsam weinbergrenoviert und nur ein paar Monate […]

Der Mann mit dem Schwan ist da: Die Bayreuther Festspiele 2022 eröffnen mit der „Lohengrin“-Kinderoper

In Bayreuth gibt es dieses Jahr nicht nur die selten dagewesene Novitäten-Anzahl von fünf großen Premieren, sondern sogar noch drei weitere, kleinere: zweimal ein Opern-Air-Konzert im Festspielpark mit unterschiedlichem (auch Nicht-Wagner-) Programm, dazu als jährliche „Diskurs Bayreuth“-Produktion im Kulturkino Reichshof „Nach Tristan“, ein Abend zwischen Richard Wagner und Heiner Müller, der den Weg von „Tristan […]

Nicht wirklich erstklassig, aber ein interessanter Propaganda-Schinken: Spontinis „Fernand Cortéz“ als Wagner-Vorbild in Dortmund

Schon interessant, da belassen es große Opernhäuser wie Hamburg, Dresden, Leipzig, Essen, Nürnberg, selbst das gern innovative Stuttgart im Hinblick auf ihre Premierenlisten mit dem Abspulen des ewig Repertoiregleichen. Immerhin bieten als Balance andere Theater wie Bonn oder Dortmund rarste Raritäten. So zeigte man am Rhein mit Rolf Liebermanns Erstling „Leonore 40/45“, Meyerbeers „Das Feldlager […]

Diese Isolde gehört von Anfang an zu den besten: Camilla Nylund schließt im Zürcher „Tristan“ zu den Hochdramatischen auf

54, das ist ein gutes Alter für eine Isolde. Nicht mehr jugendlich, aber die irische Maid muss ja auch vokal Einiges bewältigen. Und nicht überreif, denn irgendwie glaubwürdig soll es ja schon klingen. Und so ist die hochgeschätzte Schwedin Camilla Nylund also jetzt mit diesem überwältigenden Zürcher Debüt bei den Hochdramatischen angekommen. Nicht dass dies […]

Mehr als nur ein Tschaikowsky-Ersatz: Verdis „Giovanna d’Arco“ lässt bei den St. Galler Festspielen den wegen Krieg abgesetzten Russen fast vergessen

Wer Freiluftopernfestival meint, der muss auch Pferd sagen.  Denn soviel Spektakel soll schon sein. Also stapfte der Schimmel Fripond brav dem Verdi-König Karl VII. und seinem von Kindern getragenen Hermelinornat hinterher, um bei Gang an der Rampe eine schöne, lange Reihe frisch dampfender Pferdeäpfelchen fallen zu lassen. Was zur Erheiterung des sowie schon gutgelaunten Publikum […]

Liebeserklärung an das platte Land: Mit der internationalen Koproduktion „Vlaemsch (chez moi)“ verabschiedet sich Sidi Larbri Cherkaoui aus Flandern

Was für ein opulent vielschichtiges Bühnenbild auf einer Tanzfläche! Alles Grau in Grau, so wie angeblich Flandern, das von seinem berühmtesten modernden Troubadour Jacques Brel vielfach besungene „Mijn platte land mijn Vlaanderland“. Natürlich wird später auch „Marieke Marieke“ intoniert – von drei Frauen a cappella und im Renaissance-Arrangement leicht verfremdet, aber trotzdem hier, in der […]